Sagen und Legenden


Legende vom Heiligen Stephanus

stephanusDie Kirche ist dem Heiligen Stephanus geweiht. Im Mittelalter war es üblich, der Tochterkirche den Schutzpatron der Mutterkirche zu geben. Die so genannte Mutterkirche war die Pfarrkirche von Passau, die den Bau der Stephanskirche unterstützte und selbst den hl. Stephanus als Dompatron hatte. Stephanus ist der erste Märtyrer der katholischen Kirche, der 40 nach Christus wegen seines Glaubens sein Leben verlor. Noch heute feiern wir ihn am 26. Dezember.
Stephanus war einer der 7 Diakone (=Helfer) der Apostel, die überall von Jesus erzählten und sein Wort verkündeten. Er kam mit den Schriftgelehrten in Streit, weil er ihre Ansichten immer wieder widerlegen konnte. Deshalb verbreiteten sie Lügen über Stephanus und klagten ihn beim Hohen Rat an. Als er auch vor dem Hohepriester erklärte und belegte, dass nicht die Christen, sondern die Juden das Gesetz brachen, wurden die Ratsherren so zornig, dass sie ihn aus der Stadt trieben und steinigten. Er aber betete und bat Gott, seinen Mördern ihre Tat nicht anzurechnen.
Ein Glasfenster an der Südseite des Domes zeigt die Steinigung des Stephanus und stammt aus dem Jahr 1340.

 


Puchsbaum und der Nordturm

nordturmAls der Südturm nach 4 Jahren Bauzeit fertig war, stellten die Ratsherren dem Baumeister Hans von Prachatitz eine Frist von einem Jahr, um den Nordturm fertig zu stellen. Der Baumeister wusste, dass dies unmöglich sein würde, lehnte aber nicht ab. Unter seiner Leitung arbeitete Hans Puchsbaum am Dom. Hans war in Maria, die Tochter des alten Baumeisters, verliebt. Nun sollte er den Turm in der unmöglichen Frist errichten, um sich damit Maria als Frau zu verdienen. Er nahm den Auftrag an, wusste aber, dass er es nicht schaffen würde. Da erschien ihm der Teufel und versprach, ihm zu helfen. Hans durfte in der Zeit des Paktes (=Vertrages) jedoch keinen Namen eines Heiligen aussprechen. Der junge Mann willigte ein, und der Bau ging mit unglaublicher Geschwindigkeit voran. Eines Abends stieg Hans auf das Gerüst, um die Arbeit zu kontrollieren. In Gedanken war er bei Maria und flüsterte ihren Namen. In diesem Moment stürzte er vom Gerüst und blieb zerschmettert am Boden liegen.
Am Nordturm wurde seither nicht weiter gebaut.

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Der Türmer von Sankt Stephan

skelettIn der Stube hoch oben im Südturm saß Tag für Tag ein Türmer, der Ausschau halten und melden musste, wenn es irgendwo in der Stadt brannte. Oft wurde ihm dabei die Zeit lang. Die Arbeiter, die noch am oberen Teil des Domes bauten, hatten neben der Türmerstube eine Kegelbahn errichtet. Dort spielten sie immer wieder mit dem Türmer, der bald eine große Geschicklichkeit im Kegelspiel entwickelte. Als er eines Abends wieder ganz allein war, kam der Tod zu ihm und wollte mit ihm um die Wette kegeln. Aus Angst, vielleicht zu verlieren, warf der Türmer einen Kegel aus dem Fenster. Der Tod hatte das wohl gesehen, nahm jedoch die Kugel und rollte sie los. Er traf die acht Kegel und den Türmer, der wie tot zu Boden sank. „Den Tod betrügt man nicht“, sagte der Tod. „Aber deine Zeit ist noch nicht um. Ich wollte wirklich nur kegeln kommen.“ Am nächsten Tag erwachte der Türmer mit schmerzendem Kopf und erinnerte sich mit Schaudern an die vergangene Kegelpartie. Da er die Geschichte jedem erzählte, hieß es nach seinem Tod, er wäre beim Kegeln vom Tod geholt worden.

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Die Himmelspförtnerin

pfoertnerinDie junge Elisabeth, die im Kloster die Pförtnerdienste versah, erzählte beim Abendbrot ihren Nonnenschwestern, wie ihre Sehnsucht nach dem Leben außerhalb des Klosters gewachsen war. Jedes Mal, wenn sie jemandem die Pforte aufschloss, waren ihre Gedanken abgeschweift, hinaus in die große Welt. Wie oft hatte sie durch das kleine Guckloch in der Pförtnerloge nach draußen gestarrt, um nur einen kleinen Teil der Vorgänge von der anderen Seite zu erhaschen. Und eines Tages, als sie Abenddienst versehen musste, war es zuviel geworden. Sie hatte die Füße des Standbildes der Muttergottes, das neben dem Eingang stand, zum Abschied geküsst, ein kurzes Gebet um Vergebung und um Schutz gesprochen und den Schlüssel vor Maria hingelegt - dann war sie entwischt. Elisabeth berichtete von ihren Erlebnissen, von guten und schlechten Menschen, die sie getroffen hatte, von den Schwierigkeiten, sich das tägliche Brot zu verdienen. Sie vergaß auch nicht, von ihrer Liebe zu erzählen, die sie dort draußen erfahren hatte, und von der grenzenlosen Enttäuschung, als ihr Geliebter sich von ihr abgewendet hatte.
Bei diesem Abschnitt der Erzählung rötete sich ihr erhitztes Gesicht, aber sie war entschlossen, nichts zu verheimlichen. Doch schließlich war der Wunsch in ihr wach geworden, doch wieder in die fürsorgliche Gemeinschaft des Schwesternkreises aufgenommen zu werden. Da war sie zurückgekehrt. Und die Mutter Gottes habe ihr die Pforte zum Kloster geöffnet. Die Oberin fragte sie: "Und wie lange, sagtest Du, dass Du draußen warst, Kind?""Sieben Jahre lang." "Das ist mehr als seltsam." Die alte Oberin, reich an Erfahrung, wiegte bedächtig den Kopf. "Wir haben dich nämlich jeden Tag hier gesehen, du hast an all unseren Mahlzeiten teilgenommen. Andererseits sind deine Angaben und Beschreibungen so detailliert, dass ich nicht bezweifeln kann, dass du die Wahrheit sagst. Das muss bedeuten, dass die heilige Muttergottes dich in deiner Gestalt bei uns vertreten hat, sodass wir nichts merken sollten. Ich heiße dich also willkommen zurück in unseren Kreis." Am nächsten Morgen kam Elisabeth jedoch nicht mehr zu der gemeinsamen Mahlzeit - sie war während der Nacht gestorben.
Die Oberin schickte eine Mitteilung dieses Vorfalls an den Papst, woraufhin dieser verfügte, dass das Kloster fortan "Zur Himmelspförtnerin" genannt werden solle. Heute noch erinnert die Himmelpfortgasse in Wien an diesen Vorfall. Als während der Pest im Jahr 1679 aus dem Kloster kein einziges Opfer zu beklagen war, wuchs die Verehrung der Marienstatue. Als das Kloster von Joseph II im Jahr 1784 aufgelassen wurde, kam die Madonnenstatue in den Stephansdom, wo sie heute noch in der Eligiuskapelle, rechts vom Riesentor, zu sehen ist.

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Der Zahnwehherrgott

zahnwehFromme Frauen hatten den Kopf der Christusfigur mit einem Blumenkranz geschmückt und diesen danach mit Bändern festgebunden, damit ihn der Wind nicht davon blasen konnte. Eines Abends kamen drei Zechbrüder zu später Stunde vorbei und lästerten: „Schaut, unser Herrgott hat Zahnweh! Kein Wunder, steht er doch hier immer im Zug!“ Lachend und spottend zogen sie weiter und gingen heim. In dieser Nacht sollte jedoch keiner von ihnen ruhig schlafen können. Alle drei bekamen starke Zahnschmerzen. Der Arzt konnte keine Ursache für die Beschwerden finden und meinte: „Ihr müsst von der Zahnpest befallen sein, und die kann nur der Herr im Himmel heilen.“ Da erkannten die drei Zechkumpane, was schuld an ihren Schmerzen war. Reuevoll schlichen sie zu der Christusfigur und knieten betend davor nieder. Die Vorübergehenden lachten, als sie die stadtbekannten Trunkenbolde so sahen. Aber der Herrgott hatte Erbarmen, als er sie so sah. Die Zahnschmerzen vergingen so schnell, wie sie gekommen waren.
Das Original der Christusfigur findest du gegenüber der Barabarakapelle. An der ursprünglichen Stelle an der östlichen Außenseite des Domes wurde eine Kopie aufgestellt.

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Die Dienstbotenmuttergottes

dienstbotenDie Muttergottesstatue aus dem Jahr 1320 stand einst in der Hauskapelle der Gräfin Gertrude von Ramshorn. Diese vermisste eines Tages ihre wertvolle Perlenkette. Sie beschuldigte ihre Dienstmagd des Diebstahles. Das Mädchen aber lief weinend in die Hauskapelle und flehte: „Liebe Mutter Gottes, hilf! Du weißt, dass ich die Kette nicht gestohlen habe!“ Die unbarmherzige Gräfin ließ die Rumorwache kommen. Der Leutnant sah aber die Verzweiflung der Dienstmagd und ließ die Truhen der Dienerschaft durchsuchen. Das Schmuckstück fand sich in der Truhe des Reitknechts. Aus Reue, zu voreilig geurteilt zu haben, schenkte die Gräfin die Statue der Stephanskirche.
Man kann die Statue im rechten Seitenschiff in Höhe des Primglöckleintores finden.

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Des Heiligen Koloman Tod

kolomanEin irischer Prinz namens Koloman wollte 1012 die heiligen Stätten der Christen besuchen und kam in seinem Pilgergewand auch nach Stockerau. Da er die Sprache des Landes nicht beherrschte, hielt man ihn für einen Spion und nahm ihn fest. Weil niemand die englischen Dokumente lesen konnte, die er bei sich hatte, wurde er nach erfolglosem Verhör zum Tod verurteilt. Er wurde auf einem dürren Baum am Donauufer gehängt und für die Raben zum Fraß hängen gelassen. Die Vögel rührten ihn jedoch nicht an. Der Baum begann Blüten und Blätter zu treiben. Mitleidige Menschen ließen ihn schließlich begraben. Auf seiner Grabstätte wuchsen die schönsten Blumen. Markgraf Heinrich der Starke hörte von den Vorfällen und ließ die Sache untersuchen. Der Richter, der Koloman verurteilt hatte, wurde nun selbst zum Tode verurteilt. Zur selben Zeit traf Kolomans treuer Diener in der Stadt ein, der seinen Herrn suchte. Nun musste er von dessen grausamen Schicksal erfahren. Vor Kummer brach er an der Grabstelle seines Herrn zusammen und starb an gebrochenem Herzen.
Tief gerührt ließ Markgraf Heinrich die beiden in Melk Seite an Seite bestatten. Koloman wurde heilig gesprochen und Rudolf der Stifter ließ 1361 den Stein, auf dem der Heilige gemartert wurde im Stephansdom einmauern. Er befindet sich beim Bischofstor, hinter der Tür zum Schriftenstand.

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Maria Pötsch

poetschDas Bild wurde von einem ungarischen Bauern in Auftrag gegeben, dem es dann aber zu teuer war. Also bekam es die Kirche in Počs, in der man 1696 beobachtete, dass die Maria auf dem Bild echte Tränen weinte, die auch im strengsten Winter nicht froren. Man vermutete, die Muttergottes weinte wegen der Bedrohung durch die Türken. Der tiefgläubige Kaiser Leopold I. ließ es nach Wien bringen. Der Sieg Prinz Eugens 1697 über die Türken wurde schließlich dem Bild zugeschrieben. In der Leopoldstadt lebte damals Florian, ein Bote, der daheim einen kleinen Hausaltar hatte. Dafür suchte er ein Heiligenbild. Der Händler, bei dem er nachfragte, bot ihm eine Kopie der Maria Pötsch an, die vor Feuer schützen sollte. Florian kannte das Original und kaufte die Muttergottes. Eines Tages, als er unterwegs war, sah er auf der Türmerstube die Feuerflagge, die in Richtung seines Bezirkes zeigte. Böses ahnend lief er heim und sah sein Haus in Flammen stehen. Es brannte vollständig nieder, in der Asche jedoch fand Florian das unversehrt gebliebene Bild. Er nahm es mit zu dem Nachbarn, der ihm vorübergehend eine Stube als Unterkunft angeboten hatte. Dort stellte er es auf und betete jeden Tag davor. Eines Abends erschien ihm dabei die Muttergottes und legte einen vollen Geldbeutel vor das Bild. Nun konnte Florian alles neu anschaffen, was er brauchte. Das Bild der Maria aber hängte er in der Praterstraße an einen Baum, damit möglichst viele Menschen vor ihm beten konnten.
Später kam es in die Kirche St. Nepomuk. Das Original steht in der Stephanskirche unter dem Baldachin nahe der Eligiuskapelle und bildet einen eigenen Altar.

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Neidhart Fuchs

fuchsDer fränkische Ritter und Lyriker (=Gedichteschreiber), Otto Fuchs, genannt Neidhart, war wegen seiner Scherzhaftigkeit und seines fröhlichen Wesens sehr beliebt bei Herzog Otto von Österreich. Nun war es damals zur Frühlingszeit Hofsitte, dass der, der das erste Veilchen fand, den Ort sich heimlich merkte, wo das Veilchen blühte, und schnell davon am Hofe Nachricht gab. Dann zog die Gefolgschaft des Hofes mit Sang und Klang hinaus zu dem Ort und begrüßte tanzend und singend den Frühling. Eines Märztages fand nun Otto Fuchs das erste Veilchen, deckte es sorgsam mit seinem Hut zu und eilte zum Hof, um seinen Fund kundzutun. Da trat aus dem Gehölz ein Bauer, den Ritter Otto Fuchs oft ausgespottet hatte, nahm den Hut, pflückte das Veilchen, legte stattdessen Kot unter den Hut und schlich weg. Es dauerte nicht lange, da kamen aus der Stadt die fröhlichen Junggesellen, an ihrer Spitze der Herzog und Ritter Otto Fuchs, zogen um den Hut den üblichen Reigen, und einer deckte den Schatz auf. Gelächter mischte sich mit Ausrufen des Unwillens. Man glaubte, dass der Ritter sich einen seiner Scherze erlaubt hätte, und der Herzog schaute ungnädig drein. Beschämt und von allen Seiten beschimpft eilte Neidhart vom Schauplatz seines Unglücks. Er kam in das nächste Dorf und hörte von weitem schon lustigen Gesang. Als er näher kam, sah er sein Veilchen an einen Stab gebunden, um den sich alt und jung in fröhlichem Reigen drehte. Der Bauer, der den Raub begangen, erschrak, und Ritter Otto Fuchs entbrannte vor Zorn. Er schlug den Bauern tot.
Solche Taten wurden schließlich an seinem Grabstein abgebildet. Sein Grabmal befindet sich an der Südseite des Stephansdomes. Man nimmt an, dass das Grab von Rudolf IV in Auftrag gegeben wurde, der historische Neidhart aber auf dem später aufgelassenen Friedhof bei der Kirche begraben war.

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