Die Katastrophe von 1945
Nachdem ein Fliegerangriff am 12. März 1945 bereits die meisten Fenster des Domes und einen Teil der Katakomben zerstört hatte, warfen am 8. April einige Jagdflugzeuge kleinere Bomben ab. Eine traf das Thonethaus und setzte es in Brand, eine zweite landete auf dem Platz bei der Südwestecke des Domes und eine dritte trifft den Fuß des südöstlichen Eckpfeilers des Südturmes. Das Feuer des Thonethauses greift auf das Haus Stephansplatz 8 über, und der Wind schüttet einen Funkenregen über den Dom. Die vorherigen Bombentreffer haben die Wasserleitungen der Umgebung zerstört, also bekommt die Feuerwehr kein Wasser aus den Hydranten. Die Löschteiche der Umgebung sind schnell leer. Alle möglichen Helfer stehen auf dem Dach des Domes und löschen die eindringenden Funken, da schlagen Rauchschwaden aus der Glockenstube der Pummerin, die damals noch auf dem Südturm hing. Der Brandherd kann gelöscht werden. Die Öffnungen des nördlichen Heidenturmes werden mit Dachziegeln verschlossen. Vielleicht ist das die Rettung des Turmes, der vom Feuer schließlich verschont bleibt. Um 23 Uhr brennt es neuerlich in 117 m Höhe auf dem Südturm. Nun heißt es, mit vollen Wassereimern über die Treppe zum Feuer zu gelangen! Nochmals gelingt es, das Feuer zu löschen. Am 9. April ziehen sich die deutschen Truppen über den Donaukanal zurück, die Feuerwehr wird abgezogen, alle Brücken mit Ausnahme der Augartenbrücke werden gesprengt. Am 11. April kommt es zu Kämpfen am Donaukanal, Artilleriegeschütze treffen das Dach des Domes und reißen es an mehreren Stellen weit auf. An der Westseite des Stephansplatzes und in der Kärntnerstraße brennen Häuser. In der Nacht vom 11. auf den 12. April beginnt ein Gerüst am Nordturm zu brennen. Im Nu bildet der Nordturm eine Feuersäule, die Halbpummerin stürzt in das Innere der Kirche, die Barbarakapelle fängt Feuer, wo die Holzplatten zum Verschließen der Fenster gelagert sind. Der Brand greift auf den Dachstuhl über. Nur wenige Menschen sind unterwegs und versuchen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Alle anderen sind in den Luftschutzkellern und merken von der Katastrophe erst, als sie wieder auf die Straße kommen. Da ist es aber zu spät. Um 11 Uhr steht der Dom in Flammen. Um 15 Uhr stürzt auch die große Pummerin in die Tiefe und zerschellt. Die große Orgel auf der Westempore brennt. Die kostbaren Metallluster fallen nacheinander zu Boden. Mutige Menschen verhindern in der Kirche eine Ausbreitung des Feuers. Die frühgotischen Figuren werden geborgen. Die Kanzel und das Friedrichsgrab waren eingemauert und nahmen daher keinen Schaden. Am 13. April stürzt sie südliche Stützmauer ein und begräbt Westempore und rechtes Seitenschiff unter seinen Trümmern. An der Nordseite richtet die Hitze eines brennenden Gerüstes große Schäden an.
(Nach dem Tatsachenbericht des Dompfarrers Kanonikus Alois Pennal)
(Pdf mit Bild des zerstörten Domes: 1,39 MB)
Aktionen zum Wiederaufbau
Die „Dachziegelaktion“: Zum Preis von 5,-- Schilling konnte man einen Dachziegel kaufen. So wurden die 250 000 Dachziegel für den Dom finanziert.
„Stephansgroschen-Aktion“: Ab 1950 wurde für den rascheren Wiederaufbau gesammelt. Der damalige Dompfarrer Dr. Dorr konnte viele Spenden im In- und Ausland auftreiben.
Bundesländeraktion – siehe Inschrift auf der Steintafel im Albertinischen Chor!
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