11.4.2025 Die Anreise ins Erzgebirge führt über Brünn und Prag, weiter nach Chomutov (Komotau) und bei Krimov weg von der Autostraße in den tiefsten Hochwald. Hohe Fichten säumen die Straße und werden nur selten von Wiesen oder Dörfern unterbrochen. Beim Schigebiet Klinovec ist nordseitig noch reger Betrieb, wir sehen auch am Straßenrand immer wieder noch Schnee!
Wir kommen ganz dicht an die deutsche Grenze, dann nochmals durch mystischen Nadelwald, und schließlich sind wir in Abertamy, einem verschlafenen Ort im ehemaligen Bergbaugebiet mit Zinn, Silber und Eisenerz. Unser Vermieter wartet schon vor unserem Häuschen und übergibt uns die Schlüssel, da treffen auch schon Thorolf und Dagmar (Bruder und Schwägerin) aus Weimar ein.
Wir beziehen das Quartier – wählen aus den 5 Schlafräumen – und gehen danach eine Runde durch den Ort spazieren. Man merkt, dass hier alles auf den Wintersport oder Radfahrer ausgerichtet ist. Leider sind viele Häuser ziemlich verwahrlost.
12.4.2025 Wir fahren südwärts nach Karlsbad. Die Stadt ist eindeutig touristisch ausgerichtet und durch moderne Bausünden teilweise recht verunstaltet. Die ursprünglichen Gebäude aus der Monarchie zeigen jedoch, wie prunkvoll die Stadt einst gewesen sein muss. Wir kosten auch das Heilwasser – es ist warm (ca. 35° C) und schmeckt nicht schlecht.
In einem Restaurant an der Promenade essen wir und fahren dann weiter nach Krušnohorci, wo wir das ehemalige
Zinnbergwerk besichtigen.
Hier wurde seit dem 14. JH Zinnerz abgebaut, fand seinen traurigen Höhepunkt jedoch während des 2. Weltkrieges, als für den Abbau des Erzes die Kriegsgefangenen vom nebenan gelegenen Lager „Sauersack“ eingesetzt wurden. Nach 1945 rentierte sich der Abbau nicht mehr, das Werk wurde aufgelassen, die 5 unterirdischen Stockwerke geflutet und die Gebäude der Natur überlassen. Heute dient das Gelände als Fotokulisse und wird von Clubs für Paintball etc. genutzt.
Auf dem Rückweg nach Abertamy kamen wir noch beim Klosterareal
Ostrov vorbei, das wir kurz besuchten. Leider wurden die Kirchen entweder renoviert oder waren schon geschlossen, also sahen wir alles nur von außen: Der älteste Teil hinter dem Stift ist die Gruftkapelle St. Anna, die gerade hergerichtet wird. Davor ist das Hauptgebäude, in dem eine Schule untergebracht ist, mit einem wunderschönen Paradiesgarten. Links daneben steht die Kapelle St. Florian und dahinter auf einer Anhöhe die
Einsiedler-Kapelle, dem Schweizer Kloster Einsiedeln nachempfunden. An der Mauer des Klosters eine Inschrift über
Josef Loschmidt...
13.4.2025 Palmsonntag fuhren wir quer durch den Wald des Erzgebirges und besuchten zuerst Teplice, wo wir die Palmweihe auf dem Kirchenplatz vor dem Museum beobachteten. Die weiblichen Kirchenbesucher hatten fast durchwegs Kopftücher oder Schals umgebunden. Der Pfarrer stand vor dem Portal und segnete alle beim Eintritt in die Kirche. Wir setzten uns gegenüber in ein Café und beobachteten das Geschehen… Danach gingen wir durch den herrlichen Schlosspark spazieren, weil das Museum nur mit Führung zu besichtigen war, auf die wir aber nicht warten wollten.
Unser Mittagessen wurde ein besonderes Abenteuer, weil ich mit Thorolf einen Teller mit Stelze (Eisbein) und Bratwürsten und diversen Garnituren teilen wollte, der Kellner aber kam und mitteilte, wir müssten darauf ca. 50 Minuten warten. Also wählten wir andere Speisen und stornierten die Platte. Schließlich bekamen wir die Platte jedoch schneller als die anderen gewählten Speisen und hätten somit 4 Portionen essen sollen. Herbert konnte die Belegschaft des Lokals aber von der Unmöglichkeit überzeugen, zu zweit so viel zu essen.
Auf dem Rückweg machten wir Station in Chomutov. 1252 wurde die Stadt dem Deutschen Ritterorden geschenkt. Am 1. Februar 1261 verlieh Přemysl Ottokar II. dem Orden die Gerichtsbarkeit. Damals wurde noch die Bezeichnung „Villa Forensis“ benutzt, weshalb man annimmt, dass Chomutov zu dem Zeitpunkt noch ein Dorf war. Im Laufe der Zeit hatte es jedoch eine bewegte
Geschichte. Es gibt viele nette Ecken rund um den schönen Hauptplatz.
Nach einem Rundgang durch Komotau fuhren wir weiter nach Saaz, der
Hopfenstadt. Auch hier spazierten wir um den Hauptplatz, sahen alte Häuser und Kirchen und tranken einen Kaffee in einem winzigen Lokal in den Laubengängen.


14.4.2025 Nach dem Frühstück fuhren wir nach Cheb (Eger) am Westende des Erzgebirges. Wir fanden einen Parkplatz neben der Burg, die einst die Kaiserpfalz war. Von dort wanderten wir rund um die Altstadt, guckten in den Dom und tranken am Hauptplatz den obligatorischen Kaffee.
Danach besuchten wir Franzensbad, das uns allen sofort gefiel mit seinen gepflegten Kurhotels, Parkanlagen und Bädern. Wir kauften Karlsbader Oblaten und spazierten durch die Hauptstraße. In einem netten Restaurant bekamen wir ein köstliches Mittagessen zu günstigen Preisen.
Auf der Rückfahrt besuchten wir Loket (Ellbogen), das in einer Schlinge des Flusses Eger auf der Anhöhe liegt. Die
Burg ist total verwinkelt und wurde gut restauriert. Herbert und ich wanderten getrennt durch die diversen Räume und Türme. Mit Dagmar besuchte ich das Verlies mit den Darstellungen der unterschiedlichen Foltermethoden. Gruselig!
Da wir auf dem Weg nach Abertamy in die Nähe des Aussichtsturmes auf dem
Plattenberg kamen, machten wir dort noch kurze Pause. Ich marschierte bis zu dem Turm, der leider schon geschlossen hatte, während sich die anderen nur kurz die Beine vertraten.
15.4.2025 Für den heutigen Tag hatte uns Thorolf in der
Räucherkerzenwerkstatt Huss zu einem Workshop angemeldet. Es war nicht ganz einfach, dorthin zu finden, weil die Adresse im Navi nicht eindeutig gefunden wurde. Dann aber wurden wir im Lokal „Leffelstub“ köstlich bewirtet und fabrizierten eigenhändig Räucherkegel, wobei wir kohlschwarze Hände bekamen. Trotzdem machte es Spaß. Die Kegel und einige Souvenirs nahmen wir dann mit.
Zurück in Abertamy verbrachten wir noch einen gemütlichen Abend gemeinsam, bevor es ans Packen ging.
16.4.2025 Nach dem Frühstück nahmen wir Abschied voneinander und vom Erzgebirge. Thorolf und Dagmar machten sich auf den Weg nach Weimar, und wir brachen auf Richtung Pilsen, wo wir eine Klopause einlegten und den Hauptplatz besichtigten.
Danach ging es weiter nach Tschechisch Krumau
(Český Krumlov – UNESCO Weltkulturstätte). Wir machten hier Kaffeepause, schleckten ein Eis und ließen uns von den Touristen durch die Gassen schieben. Hier ist alles auf Tourismus ausgerichtet.
Das Navi brachte uns schließlich auf kleinen Seitenstraßen quer durch den böhmischen Wald zum Grenzübergang bei Harbach, wo wir wieder nach Österreich zurückkehrten und über Krems und das Traisental nach Hause fuhren.
Wir hatten tolle Urlaubstage und mit dem Wetter weitgehend Glück, für die kurze Zeit enorm viel gesehen und mit meinem Bruder sehr nette Stunden verbracht.