Denke nach, was wäre, hätten wir kein Papier! Was uns dann alles fehlte:

Papiertaschentücher und Clopapier, das Schreibheft und die Bücher, Filtertüten für Kaffee und Tee, Zeitungen, Fahrscheine und das Papier der Zigaretten, Schachteln und Säcke, Papiergeld, Rechnungen und Zahlscheine, Fotos und Tapeten,...

Wir müssten unser Leben völlig umstellen.

Die erste Papiermacherin war die Wespe. Ihre Nester sind aus einem Brei, den sie aus Pflanzenfasern und Speichel produziert.

Als der Mensch nach den Höhlenmalereien die Schrift erfand, begann man nach Materialien zu suchen, auf denen man schreiben konnte. Um 2900 vor Christus schrieben die Babylonier, Assyrer und Sumerer mit Holzgriffeln ihre Keilschrift auf Tontäfelchen. Manche davon wurden gebrannt und sind bis heute erhalten.

Im antiken Griechenland ritzte man die Schriftzeichen in Wachsplatten, die zu Büchern gebunden wurden, den Vorläufern unserer heutigen Bücher.

In Ostasien wurde auch auf Seidenbänder geschrieben.

Die Ägypter schrieben ihre Bilderschrift (= Hieroglyphen) zuerst ebenfalls auf Tontafeln. Zwischen 3500 vor Christus bis 1000 nach Christus jedoch verwendeten sie Papyrus als Schreibunterlage. Von diesem Wort wird unser heutiger Name Papier abgeleitet.

Papyrus wurde aus dem Mark der Papyrusstaude hergestellt. Dazu musste man das Mark mit einem scharfen Messer in feine Streifen schneiden, die gitterartig übereinander gelegt wurden. Dann wurden sie mit breiten Hämmern platt geschlagen. Der Saft aus den Pflanzenfasern verklebte dabei die Streifen. Nach dem Trocknen war das Material beschreibbar.

Da man es aber nicht falten konnte, wurde es in großen Rollen aufbewahrt. Antike Büchereien bestanden daher aus tausenden derartiger Rollen, die bis zu 40 m lang sein konnten.

Ab etwa 200 vor Christus begann das Pergament langsam den Papyrus zu verdrängen. Pergament wurde nach der damals in Griechenland liegenden Stadt Pergamon benannt, in der man die Herstellung des Pergamentes perfektionierte. Es wurde aus Tierhäuten erzeugt, die man zunächst mit Kalkbrühe behandelte. Anschließend wurden die Häute auf Rahmen gespannt, mit scharfen Messern von den Haaren befreit und mit Bimsstein glatt geschliffen. Da dieses Material härter und haltbarer, aber auch teurer war, wurde es zur Wiederverwendung oft wieder abgeschabt, um so die alte Aufschrift zu entfernen. Die wertvollen Bibeln der Mönche des Mittelalters wurden auf Pergament geschrieben.

Heute findet Pergament nur mehr für Urkunden oder Bucheinbände Verwendung. Pergamentpapier oder Pergamin haben mit Pergament nichts gemeinsam!

Cirka 105 nach Christus entwickelte Tsai Lun, ein Verwalter am Hofe des Kaisers Ho Ti in China seine Herstellung des Papiers. Er verwendete gekochte Maulbeerbaumrinde, Hanf, Lumpen und Fischernetze, die er zerkleinerte und in Wasser zerstampfte. Dadurch wurden die Grundstoffe zerfasert. Die Masse wurde mit Bambusmatten geschöpft und zum Trocknen auf flachen Steinen aufgelegt.

Um es beschreibbar zu machen, bekam es noch einen Leimauftrag und eine weitere Pressung. Der Leim verhindert das Eindringen der Tinte in das Beschreibmaterial, das abschließende Pressen machte die Oberfläche glatter.

Als im Mittelalter die Papierherstellung in Europa Einzug hielt, dienten Hadern (= Lumpen) als Rohstoffe, die gewaschen, zerkleinert und zerstampft wurden. Darauf folgte ein mehrere Tage dauernder Zersetzungsprozess, der häufig durch eine Bleichung mit Kalkbrühe ergänzt wurde. Dann wurde die Masse noch einmal zerstampft, danach stark mit Wasser verdünnt und in eine Schöpfbütte gefüllt.

Mit einem Schöpfsieb schöpfte der Büttgeselle einen Bogen aus der Bütte. Der Gautscher nahm mit einem Filz den Bogen vom Sieb. Dir tropfnassen Bogen wurden auf Filzen liegend zweimal gepresst. So wurde ein Großteil des Wassers aus dem Papier gedrückt. Anschließend wurde das Papier zum Trocknen aufgehängt.

Um es beschreibbar zu machen, bekam es noch einen Leimauftrag und eine weitere Pressung. Der Leim verhindert das Eindringen der Tinte in das Beschreibmaterial, das abschließende Pressen machte die Oberfläche glatter.

Im Mittelalter hielt die Herstellung von Papier in Europa Einzug. Hier wurden als Rohstoff jedoch Lumpen (= Hadern) verwendet.

Handwerklich hergestelltes Papier aus der Schöpfbütte nennt man Büttenpapier. Auch heute noch wird in kleinen Betrieben Papier so hergestellt. Es hat einen unregelmäßigen Rand, der nach außen hin dünner wird, und oftmals ein Wasserzeichen, eine auf dem Schöpfsieb angebrachte Drahtzeichnung, die sich auf das Papier abdrückt und Aufschluss über die Herkunft des Papiers gibt.

Büttenpapier findet bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten seine Verwendung, wenn man hochwertiges Material haben möchte. Der im Mittelalter gebrauchte Hadern wird nur mehr zur Erzeugung von Banknoten industriell verwendet, da Papier aus Hadern am längsten haltbar und am meisten strapazierbar ist.

1799 erfand Louis Robert die erste Papiermaschine. Sie verfügte über ein durchlaufendes Schöpfsieb, das wie ein Fließband wirkte. Die Papierabnahme erfolgte aber weiterhin händisch durch die Gautscher. Erst 20 Jahre später wurde eine Trockentrommel in die Maschine integriert.

Für den gestiegenen Papierverbrauch (mittlerweile pro Kopf ca. 200 kg jährlich) musste man auf Holz als Rohstoff ausweichen.Beobachtungen von Wespen, die aus morschem Holz und Speichel papierartige Nester bauen, ließen Friedrich Gottlob Keller 1843 den „Holzschliff“ entwickeln: die Zerfaserung des Holzes durch Schleifsteine.

Wie im Mittelalter dienen Hadern als Rohstoff. Dazu werden Baumwoll- oder Leinenstoffe in kleine Stücke zerschnitten.Diese werden dann zum Papierbrei verarbeitet - eingeweicht und zerstampft.

Beachte: Von den Fasern des Stoffes ist die Faserung des Papiers abhängig!

Die Stoffmasse wird noch einmal zerstampft, danach stark mit Wasser verdünnt und gemahlen, gerührt und zuletzt gefärbt.

Bei der Papierwespe, im Papiermachermuseum oder in der alten Papiermühle von Herrn Mörzinger und seiner Tochter bei Großpertholz kann man selber Papier schöpfen:

www.papiermuehle.at/

www.papiermuehle.at/

Vorsichtig wird mit dem Schöpfsieb der Papierbrei aus der Bütte geschöpft und dabei leicht gerüttelt, damit sich die Masse gleichmäßig verteilt. Das ist eine sehr nasse Angelegenheit, weil das Wasser sofort beginnt abzufließen.

Der geschöpfte Bogen Papier wird vorsichtig auf einen Filzbogen gekippt und angepresst. Darüber kommt der nächste Filzbogen und wieder ein geschöpfter Bogen usw. Um das Papier netter zu gestalten, kann man Blüten, Blätter oder Schablonen dazu legen, die nach dem Pressen im Papier ihre Spuren hinterlassen.

Die nassen Bögen mit dem Filz werden nun in eine Presse gelegt und eine Zeit lang fest zusammengedrückt, um das Wasser herauszupressen. Danach kommen sie in trockene Kartonmappen, in denen sie weiter trocknen und dabei glatt gehalten werden.

Das Papier muss zuletzt getrocknet und nochmals gepresst werden. Nun kann man es zum Schreiben, Basteln oder für ein Bild verwenden...

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Wenn du wissen willst, ob du noch alles weißt:

Eine PPS zum Nachlesen und Überprüfen findest du hier!

Hier kannst du Seiten finden, um dich weiter zu informieren:

Wikipedia/Papier

Papierwelten

Impressum:
Text und Bilder: Johanna Seeböck
Kontakt: j.seeboeck@gmx.at
Quellen:
Josep Asuncion/Das Papierhandwerk, Nos & Soto, Barcelona, 2003;
Kathrin Oder/Probier Papier - Zoom, Kindermuseum, öbv&hpt, Wien, 2003;
Papiermacher-Museum Laakirchen, 4662 Steyrermühl;